Sind wir ehrlich: Die Vorstellung von Plakatkampagnen ist selten spektakulär. Ein Fototermin mit dem Generalsekretär, ein paar Worte zur Werbelinie, danach ein paar Medienberichte, das war’s. Aufmerksamkeit erfahren solche Termine meist nur von Wahlkämpfern und von Fachpublikum. Die meisten Wähler bekommen von den Kampagnen erst etwas mit, wenn die Plakate das Straßenbild bestimmen. Bei der heutigen Vorstellung der CDU-Kampagne zur Bundestagswahl war das etwas anders. Schuld daran war #fedidwgugl.
Ein Hashtag der verwirrt
Als sich Donald Trump neulich auf Twitter vertippte und dabei das kryptische Wort Covfefe schuf, lief kurz daraufhin das Internet heiß: Was könnte Trump gemeint haben? Tausende Tweets und Memes füllten die Timelines. Der Hashtag #Covfefe hielt sich tagelang an der Spitze und weil ihn niemand verstand, klickten die neugierigen User darauf, um zu erfahren, was es damit wohl auf sich hätte. Heute, knapp drei Wochen später, bringt es der Begriff auf rund 16 Millionen Treffer bei Google.
Unfreiwillig hatte Trump mit seinem Tweet eine Aufmerksamkeit erzielt, von der Wahlkämpfer und Werbetreibende nur träumen können. Der Gegenwert ist unermesslich.
Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben.
Zurück nach Deutschland: Dort hat die CDU heute ihre Werbelinie vorgestellt. Mit dem Claim „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben.“ wird sie in den Bundestagswahlkampf starten. Ungewöhnlich dabei war, dass es statt eines bloßen Fototermins eine extra einberufene Pressekonferenz gab (auf der die Journalisten tatsächlich Fragen zur Kampagne und weniger zu aktuellen politischen Themen stellten).
Ebenso ungewöhnlich, der Hashtag: Statt etwas selbsterklärendem wie #CDUKampage oder #CDUbtw17 setzte man auf #fedidwgugl:
Unsere Hauptbotschaft, der sogenannte Claim wird sein: „Für
ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“. #fedidwgugl pic.twitter.com/owh6XFUKJN— CDU Deutschlands (@CDU) 22. Juni 2017
Die Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten
Ein sperriger Hashtag, scheinbar ohne Sinn. Viele Twitter-User sahen sich herausgefordert zu kommentieren oder lachten „Das kann die CDU doch nicht ernst meinen?“ So nimmt die Geschichte ihren Lauf: Twitter spottet und der Hashtag geht durch die Decke: Bei Klick sehen Nutzer zunächst Kampagnenmotive der CDU. Die Kampagne bekommt eine ungewohnte Aufmerksamkeit. Es dauert nicht lange und die ersten Berichte gehen online:
- ze.tt: Deutschland rätselt über die CDU: Was ist #fedidwgugl und wenn ja, wie viele?
- Buzzfeed: Der Hashtag des CDU-Wahlprogramms wird #fedidwgugl heißen und alle nur so: ????????
- Meedia: Jetzt hat auch die CDU ihr #Convfefe: Der neue Partei-Hashtag #fedidwgugl wird zum Web-Gag
- Horizont: Hashtag für CDU-Wahlkampfkampagne sorgt für Gelächter bei Twitter
Mit ein bisschen Mut und einem Schuss Selbstironie hat es die CDU geschafft, Aufmerksamkeit für ihre Wahlkampagne zu erzeugen. Sie setzt das Thema und bestimmt so die Diskussion in den sozialen Medien:
Wie Hashtag-Marketing funktioniert, zeigt gerade die CDU. #fedidwgugl #Gratulation!
— Tina Pickhardt (@PickiHH) 22. Juni 2017
Mit #fedidwgugl hat die CDU alles richtig gemacht. Jeder redet drüber oder macht sich lustig. Trending Topic…
— Marc Breidbach (@inpressulum) 22. Juni 2017
Die CDU hat sich ihr eigenes Covfefe gebastelt, mit anscheinend ähnlich viralem Effekt. Well played. #fedidwgugl
— Lars Fischer (@Fischblog) 22. Juni 2017
Die @CDU hat #fedidwgugl – ich habe #Heimatliebe – mal sehen, welchen Ihr Euch besser merkt 😉😘
— Dorothee Bär (@DoroBaer) 22. Juni 2017
Es sind keine hundert Tage mehr bis zur Bundestagswahl. Am 3. Juli 2017 präsentieren CDU und CSU ihr gemeinsames Regierungsprogramm. Wenn schon die Kampagne so ausführlich diskutiert wird, können wir uns auf eine spannende inhaltliche Auseinandersetzung im Wahlkampf freuen.
Diese Plakate hat die CDU unter dem Hashtag #fedidwgugl vorgestellt
Bei der heutigen Pressekonferenz wurde die Werbelinie anhand von sechs Plakatmotiven, die die CDU im Bundestagswahlkampf nutzen wird, vorgestellt.
Update
Nur einen Tag nach Vorstellung der Kampagne wurde ich heute von meiner Friseurin auf die Kampagne angesprochen. Außerdem hat sie es in die Werbung geschafft:
Auto leihen bei Sixt: Immer eine gute Wahl 😉 #fedidwgugl pic.twitter.com/1Xtug99F7o
— Sixt Deutschland (@SixtDE) 23. Juni 2017
Happy #fedidwgugl! pic.twitter.com/JJeZwXzz5L
— McDonald’s DE News (@McDonaldsDENews) 23. Juni 2017