Dieses Wochenende schließt der Flughafen Tegel endgültig. Das politische Ringen, ob es sinnvoll ist, den Airport zu schließen, ist längst vorbei. Nun heißt es Abschied zu nehmen. Zeit für einen letzten Foto-Spaziergang durch einen fast schon geschlossenen Flughafen.
Ein Flughafen voller Geschichten
Jeder, der diesen Flughafen einmal genutzt hat, kann seine eigene Geschichte erzählen. Ich werde zum Beispiel nie vergessen, wie ich auf dem Weg nach TXL einst in den falschen Bus stieg und erst vier Minuten vor Abflug am verlassenen Check-In-Schalter ankam. Vollkommen außer Atem schaffte ich es, mich durch die Scheibe bei einer Mitarbeiterin am Gate bemerkbar zu machen,. Sie prüfte kurz meine Papiere und winkte mich durch. Das war zugegeben vor den Terroranschlägen von 9/11, wäre aber an keinem anderen Flughafen so denkbar gewesen.
Überhaupt habe ich den Hang, bei Flügen sehr spät am Flughafen zu erscheinen (an dieser Stelle ist eine Entschuldigung bei all meinen Mitreisenden angebracht, die ich damit schon in den Wahnsinn getrieben habe).
Dennoch habe ich nur einmal einen Flug verpasst. Natürlich in Tegel. Und natürlich, als ich ausnahmsweise schon 2,5 Stunden vor Abflug am Flughafen war. Nach Abendessen im „Red Baron“ wartete meine Reisegruppe in der sehr langen Sicherheitsschlange und wir dachten, der Flug hätte aufgrund der Verzögerungen bei der Kontrolle, sicherlich Verspätung. Was wir nicht bemerkten: Dass es sich bereits um die Abfertigung des nachfolgenden Fluges handelte. Angekommen am Gate hob das Flugzeug gerade ohne uns ab.
Flughafen Tegel – das legendäres Sechseck
Auch wenn der Flughafen Berlin-Brandenburg vergangene Woche eröffnet hat: Beim Thema „unfertiger Flughafen“ denken viele automatisch an den BER. Dabei wurde TXL selbst nie fertig gebaut. Das Architekturbüro gmp hatte den Airport mit zwei sechseckigen Zentralgebäuden geplant, von denen das zweite leider nie realisiert wurde.
Heute noch wirkt der Flughafen Tegel ungeheuer modern. Das geometrische Ordnungsprinzip des Dreicksrasters, der Sichtbeton, die kurzen Wege – aufgrund der Anforderungen der letzten Jahre ist besonders bei der Einrichtung (siehe Abbildung) nicht alles erhalten geblieben. Das Konzept aus einem Guss ist aber nach wie vor zu erkennen.
„Von der Taxivorfahrt bis zum Check-In-Schalter waren es 20 Meter, vom Counter durch den Warteraum bis zur Flugzeugtür noch mal 15 Meter. Das ist für einen Vielflieger der einzig wahre Komfort.“
Meinhard von Gerkan, Architekt
Tegel war der einzige Flughafen, bei dem man den Weg vom Bett ins Flugzeug mit 200 Schritten bewältigen konnte. Diese Effizienz passt natürlich nicht in das heutige Konzept der Shopping Malls mit angeschlossenem Flugsteig.
Auch wurde das Reisen von und nach Tegel in den letzten Jahren zunehmen anstrengend. Lange Schlangen, überfüllte Terminals, zu kleine Toiletten und häufig langes Warten auf Fluggastbrücken und Gepäck. Es wurde gespottet und geklagt. Und doch: Dass ein Flughafen bei einer Auslastung von über 200 Prozent überhaupt noch so gut funktioniert, ist auch Ergebnis der unglaublich guten architektonischen Planung.
Nach dem Flughafen Tempelhof, der Mutter aller Flughäfen, verliert Berlin nun seinen zweiten City-Airport. Es ist gut, dass der BER endlich ans Netz gegangen ist. TXL wird jedoch immer im Herzen bleiben. Legenden sterben nie.
Eine letzte Fototour durch den Airport TXL
Letzten Mittwoch habe ich einige Fotos vom inzwischen ziemlich leeren Flughafen gemacht. Bis auf einen Bäcker sind alle Geschäfte inzwischen geschlossen. Ebenso die Nebenterminals. Dafür tummelten sich umso mehr Fotografen. Nachfolgend ein paar Eindrücke: