Zunächst die gute Nachricht: Sascha Lobos Aufforderung, verstärkt auf eigene Blogs zu setzen, hat bei seiner eigenen Partei gefruchtet: Seit dem Wochenende beglückt uns der so betitelte PeerBlog.
Die Macher sind jedenfalls mächtig Stolz auf ihr Werk: “Der PeerBlog ist online und das Netz spielt verrückt. Medien berichten, Blogger analysieren, Twitterer kritisieren. Und warum? Weil wir etwas machen, das es bisher noch nicht gab.” Liebe Sozis: Seriously?
Es wurde tatsächlich viel geschrieben über das Blog, zum Beispiel hier, hier und hier. Betrachtet man all dies, wird schnell klar, dass die Aufmerksamkeit im Netz offensichtlich vielmehr den intransparenten Strukturen, dem schlechten Stil und einigen Ungereimtheiten geschuldet ist.
Sichtlich begeistert vom Wahlkampf in den USA, möchte man ausgestattet mit einem sechstelligen Betrag von fünf geheimen Finanziers so etwas wie ein Super-PAC für die SPD sein. Abgesehen davon, dass die USA aufgrund des unterschiedlichen politischen Systems nur mäßig als Vorbild für Deutschland taugen, bedienen sich die Macher hier an einem der (auch in den USA) umstrittensten Elemente überhaupt.
Interessant hierbei: Während Steinbrücks Sprecher Michael Donnermeyer behauptet, dieser kenne einige der Unterstützer, rudert der Kandidat zurück und behauptet stellt klar, er kenne keinen davon. Ja, was denn nun? In jedem Fall erscheint es als äußerst fraglich, dass es zwischen den Machern des Blogs und der SPD keine Verbindungen gibt. Und genau aus diesem Grund hat die Öffentlichkeit auch ein Recht, zu wissen, wer die anonymen Geldgeber sind. Diese Forderung stellt auch Deutschlands führender Think Tank Transpanacy International auf.
Das wollte ich schon immer mal schreiben: Die Geldgeber müssen genannt werden. #peerblog — Christian Wohlrabe (@Wohli) February 4, 2013
Zuletzt: “Am liebsten ist sie ja zu Hause. Steht am Fenster des Kanzleramts, blickt hinaus, dreht mit zwei Fingern das Weißweinglas und erklärt Menschen […] die Berliner Welt.” – solche Sätze über Angela Merkel, sollen wohl – wie auch die Rubrik “Abschiedswochen” – witzig sein. Nun ja. Mir kommt es eher so vor, als wäre es der Versuch eines politischer Players, sich durch eine antipolitische Haltung zu profilieren. Aber das sei an dieser Stelle geschenkt.
Lesenswert:
- WAZ: SPD-Kanzlerkandidat Steinbrücks windiger Helfer aus Düsseldorf
- Netzpolitik.org: Endlich! Peer Steinbrück revolutioniert die politische Blog-Kommunikation in Deutschland
- Handelsblatt: Mit dem PeerBlog betritt der Kandidat eine Grauzone
- SZ: Steinbrücks neues Kommunikationsproblem
- Handelsblatt: Grüne gehen auf Distanz zu Steinbrücks „PeerBlog“
Titelbild: CC Tim Reckmann